Schweizerische Vereinigung für Wiederkäuergesundheit
Association Suisse pour la Santé des Ruminants

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Abklärung Faktorenkrankheit Lungenentzündung/Lungenprobleme

schema 1

Haltung
Der Boxenlaufstall war gut konzipiert. Es gab keine Ueberbelegung, die Boxen waren sauber und mit gutem Cow-comfort. Die 25 Kühe und circa 27 Jungtiere teilten sich denselben Luftraum.

Stallklima
Zur objektiven Beurteilung des Stallklimas wurden folgende Parameter untersucht: Luftfeuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit, Kohlendioxid-, Sauerstoff-, Ammoniak- und Schwefelwasserstoff-Konzentration, Temperaturverteilung sowie die Beleuchtungsintensität.
Alle Werte bestätigten den subjektiven Eindruck eines guten Stallklimas.

Präsenz spezieller Keime
Von drei Kühen mit verstärkter respiratorischer Symptomatik wurden lange Nasentupfer, Blutproben und Harnproben entnommen.
Die Nasentupfer wurden im IDEXX Diavet Labor, Bäch, CH bakteriologisch untersucht. Als Leitkeim konnte aus den oberen Nasenwegen Proteus mirabilis isoliert werden, der in vitro multiple Resistenzen aufwies (Tab. 1).

Tabelle 1: Antibiogramm für Proteus mirabilis (Nasentupferprobe)
Wirkstoff in-vitro-Befunde
Penizillin resistent
Amoxyzillin resistent
Amoxyzillin + Clavulansäure resistent
Ceftiofur (3. Generation) empfindlich
Sulfonamid + Trimethoprim empfindlich
Tetrazykline (Doxyzyklin) resistent
Florfenicol resistent
Tylosin resistent
Tilmicosin resistent
Tulathromycin empfindlich
Enrofloxacin empfindlich
Danofloxacin resistent

Die Untersuchung der Tupfer auf Mykoplasmen mittels PCR war positiv.

Weitere Laboruntersuchungen
Der Hämatokrit betrug 28,1 %, 25,8 % bzw. 27 % (Referenz: 28–38 %); der Trombozytengehalt lag bei 189, 190 bzw. 226 x 109/L (Referenz: 300–800 x 109/L). Alle anderen untersuchten Blutparameter bewegten sich innerhalb der Referenzwerte.

Die entnommenen Katheter-Harnproben wurden mittels Schnelltest (Combur 9 Test®, Roche Diagnostics AG, CH) vor Ort semiquantitativ auf Leukozyten, Nitrit, pH, Albumin, Glukose, Keton, Urobilinogen, Bilirubin und Blut getestet. Ausser bei einem Tier, welches seit rund 4 Wochen in Laktation war und einen erhöhten Ketonkörpergehalt aufwies, waren alle anderen Parameter unauffällig.

Fütterung und Wasserversorgung
Für die Wasserversorgung standen im Laufhof ein Trog und im Stall zwei Trogtränken zur Verfügung. Das Wasser war sauber.

Abbildung 2: Triticale-SchrotDie Futterration der Kühe in den Wintermonaten bestand aus

  • Belüftungsheu
  • Grassilage aus dem Hochsilo
  • Maissilage aus Siloballen
  • Viehsalz (40 g / Tier /Tag)
  • Mineralsalz (15 g / Tier/Tag)
  • und als Kraftfutter seit Anfang Dezember 2010 Triticale-Schrot aus der Region (max. 2 kg pro Tier/Tag).

Abbildung 3: Triticale-SchrotDas Heu, die Gras-, wie auch die Maissilage wurden vor Ort einer Sinnesprüfung unterzogen. Nach Beurteilung von Geruch, Farbe, Struktur, Verschmutzung, Nacherwärmung (Silage) und Schimmelbefall konnte von einer guten Grundfutterqualität ausgegangen werden. Das eingesetzte Triticale-Schrot wurde ebenfalls kontrolliert und sah folgendermassen aus (Abbildung 2, Abbildung 3).

  • Welche Risikofaktoren stehen im Vordergrund?
  • Was ist Ihre Verdachtsdiagnose?
  • Empfehlen Sie noch weitere Untersuchungen? Wenn ja, welche?

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Autoren:
Ein Fall des Rindergesundheitsdienstes
Markus Rösch, Ursula Peintner, Dirk Strabel, Thomas Kaufmann